In seinen Yoga Sutras beschreibt Patanjali die acht Stufen des Yoga. Dazu gehören die ethischen und moralischen Grundregeln, die Körperhaltungen, und die Atemübungen, die wir bereits kennengelernt haben. Die letzten vier Stufen beschreiben den Weg in der Meditation und die Arbeit mit unseren Gedanken und unserem Geist.

Meditation – ein großes Wort, bei dem viele Menschen innerlich den Rückzug antreten. „Das kann ich nicht.“ – „Was soll das bringen?“ – „Mir tut beim Sitzen der Rücken weh.“ – „Mir schlafen die Beine ein.“ – „Meine Gedanken fahren Achterbahn.“…

Ja, die Meditation macht es uns nicht einfach, die einen können besser in diesen Zustand eintauchen, andere tun sich schwer. So oder so, sich auf die Meditation einzulassen und die verschiedenen Wege auszuprobieren, lohnt sich immer. Ich bin überzeugt, dass jeder das Meditieren lernen kann und es sich positiv auf das eigene Leben auswirkt.

 

Also beginnen wir mit Pratyahara, dem Rückzug des Geistes von den Sinnen.

Es geht darum, sich von der Wahrnehmung zu befreien, die Sinnesorgane loszulassen und quasi nicht mehr mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Stell dir vor du sitzt da in deinem Wohnzimmer und du hörst draußen die Autos fahren, jemanden im Treppenhaus laufen, du spürst den Luftzug aus der Küche und riechst den Kaffeeduft vom Frühstück. Entspannung ist so nicht möglich deine Sinne stehen alle auf Empfang.

Versuche diese Verbindungen zu lösen, lass dich nicht auf diesen Reiz ein, sondern lerne bewusst, deine Wahrnehmung von den Objekten abzuziehen. Bestimmt machst du das auch manchmal schon unbewusst, z.B. wenn du ein spannendes Buch liest und gar nicht mitkriegst, dass dich jemand anspricht oder du in einen Film vertieft bist und gar nicht merkst, dass es schon zweimal an der Tür geklingelt hat.

Übe ganz bewusst bei einer Sache zu bleiben und die anderen Sinne entsprechend auszuschalten. Wenn du Gemüse schneidest, achte auf den Schneidevorgang, wenn du spazieren gehst, achte auf deine Schritte, wenn du Blumen gießt, betrachte die Blumen – richte deine Aufmerksamkeit auf dieses eine Objekt und auf diesen einen Sinn. (Vergiss Multitasking!)

 

Wenn du Übung darin hast, deine Sinne bewusst loszulassen, kommen wir zur nächsten Stufe, dem Dharana, der Konzentration.

Unsere Gedanken und Gefühle kommen eher zur Ruhe, wenn wir uns auf einen Punkt, eine Emotion oder auf ein Objekt konzentrieren. Du kannst dir z.B. einen Gegenstand aussuchen auf den du dich fokussiert, oder auf ein inneres Gefühl, z.B. Leichtigkeit oder Wärme.

Die einfachste Variante zum Einstieg ist aber sicherlich die Konzentration auf die Atmung. Du lenkst dein Bewusstsein auf das Ein- und Ausatmen, auf die Bewegung der Bauchdecke oder das Gefühl des Atems in der Nase. Kommt dir ein Gedanke in die Quere, schickst du ihn weiter und konzentrierst dich wieder auf deinen Atem. Dieser wirkt besonders entspannend und beruhigend, er ist dein zuverlässiger Anker und dein Verbündeter in der Meditation.

 

Womit wir schon bei der nächsten Stufe wären, bei Dhyana, der Meditation.

Die Meditation ist die Befreiung des Geistes von allen störenden Gedanken, emotionalen Reaktionen und ruhelosen Wünschen. Die Aufmerksamkeit wird hier komplett nach innen gerichtet, wir befinden uns an der inneren Quelle unseres Selbst und wir erleben unser wahres Wesen. Du musst wissen, Meditation ist keine Technik, sondern ein Zustand von Ruhe und völliger Zufriedenheit. Das ist unser Ziel – die Verbindung mit uns selbst.

 

Wenn du regelmäßig in diesen meditativen Zustand gelangst, kann es sein, dass du Samadhi, die Versenkung, erfährst. D.h. dein Geist wird vollständig in dein Selbst aufgenommen, es gibt keine Objekte mehr und du bist losgelöst von deiner Person. Samadi ist eine überbewusste Erfahrung und ich möchte behaupten, dass die wenigsten von uns in diesen Genuss kommen werden. Ich kenne Yogis, die viele, viele Jahre meditieren und diesen spirituellen Zustand trotzdem noch nie erfahren haben. Aber das soll dich jetzt nicht abschrecken, denn das muss nicht dein vorrangiges Ziel sein.

Öffne dich für den Zustand der Meditation, versuche deine Aufmerksamkeit immer auf das zu richten, was du gerade tust, riechst, schmeckst. Konzentriere dich bewusst auf deinen Atem und nimm diese innere Ruhe wahr. Und vielleicht spürst du dann diesen Zustand des absoluten Seins und die Erleichterung und innere Ruhe darüber, nicht immer etwas tun zu müssen, sondern einfach nur Sein zu dürfen.

 

Wir sind nun am Ende des achtgliedrigen Yoga Pfads angekommen und ich hoffe, ich konnte dir damit einen kleinen Einblick in die große Welt des Yoga gewähren. Jetzt kannst du vielleicht erahnen, warum es so viele unterschiedliche Yoga Richtungen und Yoga Stile gibt. Es ist sehr spannend sich auf diese Reise zu begeben und herauszufinden, was einen interessiert, was einem gut tut und was davon man in seinen Alltag integrieren möchte.

Vielleicht konnte ich deine Neugierde wecken und vielleicht praktizieren wir auch mal zusammen eine Runde Yoga.

Namasté