„Ändere deine Perspektive und du änderst deine Welt.“  (Lars Amend)

 

Mein Kollege taucht in der Früh im Büro auf und läuft ohne Morgengruß schnurstracks in sein Büro, knallt die Tür zu – das war’s. Und schon läuft mein Kopf auf Hochtouren: Habe ich etwas falsch gemacht? Warum ist er den heute so schlecht drauf? Bei mir entsteht sofort dieses Gefühl von Stress, nicht zu wissen, was mit dem anderen ist und ob man selber Teil des Problems ist.

Dabei würde es schon helfen, die Perspektive zu wechseln und zu überlegen, ob es vielleicht Ärger mit dem Kunden gab oder der Kollege vielleicht nur schlecht geschlafen hat. Aus dieser Sicht sieht die Sache nämlich schon ganz anders aus und mein Puls beruhigt sich.

In der Fachsprache nennen wir diesen Perspektivenwechsel „Reframing“, der Sache einen neuen Rahmen geben. Dieses Umdeuten kann man im Alltag üben und somit durch diese unterschiedlichen Sichtweisen auch ein vollständigeres Bild der Lage erlangen. So können wir einfacher Entscheidungen treffen, bessere Beziehungen führen und uns selber wohler fühlen.

 

Das Grundprinzip ist sehr einfach – man tritt einen Schritt zurück und blickt nochmal neu auf das Geschehen.

Durch den anderen Blickwinkel können wir die Situation neu bewerten – aus etwas Schwierigem wird etwas Einfaches und aus etwas Kompliziertem etwas Konstruktives.

Im Alltag bringt es oft schon sehr viel, einfach den ersten Gedanken, der uns durch den Kopf schießt noch einmal kurz infrage zu stellen. Dieses Innehalten und die Selbstbefragung schafft Raum zwischen Reiz und Reaktion, d.h. man folgt nicht dem ersten Impuls, sondern verschafft sich erstmal den Überblick und kann dann besser auf die Situationen reagieren. Statt sich also darüber zu ärgern, beim Arzt noch länger warten zu müssen, nutzen wir die Zeit und lesen in unserem Lieblingsbuch oder hören den Podcast zu Ende.

 

Die Art, wie wir über ein Problem denken oder sprechen, bestimmt die Qualität eines Problems und ob es überhaupt ein Problem ist oder vielleicht doch nicht. Im Reframing richten wir den Blick auf Chancen und Möglichkeiten. Zum Beispiel kann ein gescheitertes Vorstellungsgespräch als Learning für die nächste Gelegenheit betrachtet werden, ein schwieriges Arbeitsumfeld als eine Chance, sich neu zu orientieren.

 

Reframing ist also weniger eine Technik, sondern eher eine Haltung dem Leben gegenüber. Das Bewusstsein, dass wir unsere Geschichte zum großen Teil selbst kreieren und somit die Verantwortung für unsere Gefühle und Gedanken übernehmen.

Ich hole jetzt erstmal eine großen Kaffee für meinem Kollegen und erzähle ihm vom Reframing ;)